Die Bärin JJ4, die Anfang April im norditalienischen Trentino einen Jogger mutmaßlich angegriffen und getötet hat, ist mittlerweile eingefangen worden. Wie die Provinzverwaltung mitteilte, wurde sie mithilfe einer großen Rohrfalle gefasst und anschließend in einem Gehege des Tierpflegezentrums Casteller untergebracht. Bei der Bärin – auch als „Gaia“ bekannt – handelt es sich um die Schwester des 2006 in Bayern erschossenen Bruno. Die Provinz Trentino hatte nach der tödlichen Attacke einen Abschussbefehl angeordnet, um die "öffentliche Sicherheit zu wahren". Das Verwaltungsgericht in Trient setzte den Befehl jedoch in der vergangenen Woche aus. Tierschutzorganisationen hatten Berufung eingelegt, zumal neuste Untersuchungen ergaben, dass der Eckzahnabstand in den Wunden des Opfers nicht zu einem weiblichen Braunbären passe, sondern einem männlichen Tier angehören müssen. Seit dem Tod des Joggers verschärft sich generell die Debatte um das Zusammenleben von Bären und Menschen und schwappt spürbar über bis nach Bayern. Die Provinz Trentino möchte die Zahl der Bären nun halbieren. Tierschützer kritisieren hingegen die Pläne und plädieren für die Einrichtung von Wildtierkorridoren oder die Sensibilisierung der Bevölkerung im Umgang mit wilden Tieren.
Im Trentino leben seit ihrer Ausrottung dank dem Ansiedlungsprojekt "Life Ursus" wieder rund 100 Bären. In Deutschland tauchte 2006, nach mehr als 170 Jahren Abwesenheit, erstmals wieder ein Braunbär auf. Bruno erlangte damals als sogenannter "Problembär" traurige Berühmtheit und wurde bereits wenige Wochen nach seinem Grenzübertritt von Österreich nach Bayern erschossen. Zuvor hatte JJ1, so der Code von Bruno, Schafe gerissen sowie Bienenstöcke und Kaninchenställe geplündert. Von Natur aus sind Bären eher scheu und meiden Begegnungen mit dem Menschen. Die Eltern von JJ4 und JJ1 sind zwei slowenische Bären, Jose und Jurka, die zwischen 2000 und 2001 im Rahmen des EU-Projekts nach Italien gebracht wurden. In der Gegend, die rund 120 Kilometer südlich von Bayern liegt, soll es nach offiziellen Angaben etwa 60 Bären geben. Mit steigender Tendenz. Vor allem halbwüchsige Bären-Männchen würden nach Angaben des Bayerischen Landesamtes für Umwelt (LFU) auf der Suche nach neuen Territorien auch in Richtung Norden abwandern.
BEGEGNUNG MIT EINEM BÄREN - SO VERHALTEN SIE SICH RICHTIG
Begegnungen mit einem Bären sind hierzulande nach wie vor äußerst selten. Im Süden von Bayern (wo sich wieder mindestens ein Bär herumtreibt) ist ein mögliches Aufeinandertreffen aber nicht ausgeschlossen. Beachtet man einige Regeln, ist das Risiko eines Angriffs allerdings gering:
- Bewahren Sie Ruhe und halten Sie Abstand!
- Laufen Sie nicht weg. Das könnte ein Verfolgungsverhalten des Tieres auslösen!
- Machen Sie keine unkontrollierten oder hektischen Bewegungen
- Werfen Sie keine Gegenstände nach dem Tier
- Treten Sie langsam und kontrolliert den Rückzug an
- Lassen Sie dem Bären Platz für eine Ausweichmöglichkeit
WAS TUN, WENN EIN BÄR ANGREIFT?
Vom LFU Bayern gibt es auch für diesen Fall Verhaltenstipps. "Legen Sie sich bäuchlings flach auf den Boden oder kauern Sie sich auf den Boden, die Hände im Nacken. Wenn vorhanden, schützt so Ihr Rucksack den Rücken. Der Bär wird in der Regel von Ihnen ablassen oder Sie nur beschnuppern. Verharren Sie in Ihrer Position und warten Sie ab, bis sich der Bär weit genug entfernt hat."
NIE DEN RESPEKT VERLIEREN
Bären sind große wehrhafte Wildtiere! Versuchen Sie niemals sich einem Bären zu nähern oder ihn anzulocken. Lassen Sie ihm Raum für den Rückzug. Füttern Sie unter keinen Umständen und lassen Sie keine Essensreste liegen. Die instinktive Vorsicht, die Bären Menschen gegenüber zeigen, kann verloren gehen, wenn die Tiere positive Reize vom Menschen erfahren. Daraus kann ein problematisches oder sogar aggressives Verhalten entstehen.
Wer noch mehr über Bären erfahren möchte, dem empfehlen wir das Interview von Biologin Franziska Baur aus dem BN Phonstudio.